Prolog
Mit dem vorliegenden Bericht hat der Verfasser versucht, einen Abriß über die Entwicklung des Schulwesens in Norken von seinen Anfängen bis heute zu geben. Für tätige Mithilfe möchte er sich herzlich bei seiner Ehefrau Elsbeth Stenbrink bedanken, die ihm einen großen Teil der in deutscher Schrift gehaltenen Schulchronik von Norken übersetzt hat.
Aus der Schulgeschichte
Schon um 800 n.Chr. war Karl der Große bemüht, eine allgemeine Schule einzuführen. Doch war die Schreibkunst lange Zeit besonders gelehrten Männern vorbehalten. Im frühen Mittelalter behalfen sich die Ritter und Fürsten mit ihrem "Kapelan", der ihnen die Post vorlesen mußte. Die ersten Schulen wurden von Klöstern eingerichtet. Kloster- und Domschulen nahmen zu dieser Zeit fast nur Schüler auf, die Geistliche werden wollten. In unserem Bereich gab es hier zur Zeit der Reformation nur die Klosterschule zu Marienstatt und die Lateinschule zu Hachenburg.
1619 wurde in Weimar in einer neuen Schulordnung festgelegt, daß alle Kinder wenigstens ein kleines Grundmaß an Bildung erhalten müßten; aber erst 1642 begann man mit der Durchführung dieser Forderung. Im 18. Jahrhundert wurde nach und nach die Schulpflicht in alle deutschen Ländern eingeführt. Mittlerweile gab es auch gedruckte Bücher, die nicht mehr so teuer waren, so daß wirklich mehr oder weniger alle Kinder das Schreiben und Lesen erlernen konnten. Auf dem Land war ihre Anzahl allerdings geringer.
Nicht nur der Staat sondern auch die Kirchen bemühten sich um die Bildung der Menschen. So trug auch die Reformation zur Beseitigung des Analphabetentums bei. Sie wurde 1560 in der Grafschaft Sayn-Hachenburg eingeführt. Hiernach wurde die Schule ein Anliegen der Kirche. In den Pfarrorten entstanden Kirchspielschulen, deren erste Lehrer die Pfarrer und Kantoren wurden. Für Norken war damals die Kirchspielschule in Kirburg zuständig. Nach Dr. Gensicke, Wiesbaden, bestand sie bereits 1625; sie wurde 1693 nur noch für Kirburg und Norken gehalten, da die anderen entlegenen Orte bereits eigene Schulmeister hatten.
Schon 1628 wurde nach Söhngen für die Grafschaft Sayn-Hachenburg der Schulzwang eingeführt. Graf Ernst verordnete am 2. Oktober 1628: "Weil große Nachlässigkeit mit Schickung der Kinder zur Schule versprüret wird, so sollen alle und jede Kinder, so über sechs und unter sechzehn Jahre alt, in die Schul gehen, über welche der Schulmeister sein richtiges Register haben soll". Die Säumigen waren "allmonatlich" ihren Pastoren zu melden. "Die Eltern, die ihre Kinder mutwillig von der Schule lassen, sollen jedesmal mit drei Albus in den Almoßkasten gestraft werden", ohne Erlaß des Schulgeldes, heißt es weiter. Durch denselben Erlaß wird auch die Lehrbefähigung geregelt. Sogenannte "Werkelschulen", deren Lehrpersonen keine Lehrbefähigung besitzen, sind "bey unachlesiger Straff verboten".
Die Lösung Norkens als letzter Kirchspielort von der Kirchspielschule in Kirburg ist nicht genau feststellbar. Wahrcheinlich erfolgte sie in den Jahren 1754 bis 1756. Laut Johann Peter Heiderich, dem ersten Chronisten der Norkener Schulchronik, wurde 1773 ein eigenes Schulhaus erbaut. Allerdings wurde vorher schon Schule gehalten. Der Unterricht fand in engen, gemieteten Bauernstuben statt, oder er wurde reihum in vierzehntägigem Wechsel in den Wohnstuben, ohne entsprechende kindgerechte Möbel, gehalten. Weiter führt J. P. Heiderich 1811 aus: "Die Lehrer wurden von den Einwohnern des Ortes der Reihe nach beköstigt und erhielten zehn bis zwölf Thaler Besoldung aus der Schulfstiftung. Während der Ernte- und Saatzeit konnten sie zusätzlich zehn bis zwölf Gulden als Ernte- und Saatknecht verdienen. Neben seinem Schuldienst hatte der Lehrer eine sonntägliche Betstunde zu halten und das bürgerlichte Läuten morgens, mittags und abends zu besorgen.
An Lehrkräften haben bis 1811 in Norken unterrichtet:
Das am 10. Oktober 1810 durch Brandstiftung eingeäscherte Schulhaus stand auf dem jetzigen Schulhof von Osten nach Westen und bestand aus Schulstube (westlich) und der Wohnung für den Hirten (Wohnstube, Hausflur, Stallung). Dabei lag die Wohnstube im östlichen Teil, die Stallung im nördlichen Teil zwischen Wohnstube und Schulstube.
Während der zehn Jahre, die bis zum Bezug eines neuen Schulhauses vergingen, wurde behelfsmäßig unterrichtet. Jeder Hausbesitzer mußte der Reihe nach zwei bis drei Wochen die Wohnstube zur Schulstube hergeben, ungeachtet der häuslichen Geschäfte und der möglichen Geräusche. So mietete 1818 Peter Dönges für fünfzehn Gulden jährlich eine Stube für die Schule und das Logis für den Lehrer. 1819 wurde deswegen bei Heinrich Krämer für dreizehn Gulden jährlich eine Stube allein für die Schule bestimmt; das Logis des Lehrers war in diesem Zeitraum beim Schultheis (Bürgermeister) Pfeifer, der kein Entgelt dafür erhielt.
Als Lehrgegenstände galten bis dahin: Katechismuslehre nach Lampert und dem Heidelbergischen, Lesen, Schreiben, Singen und Rechnen. Der Schulanfang begann mit Gebet und Gesang. Danach las jedes Kind seine Lektion und schreib anschließend eine Seite. Bei großer Schlülerzahl mußten die älteren Schüler mithelfen. Im Winter wurde fünf bis sechs Stunden Unterricht erteilt, während im Sommer nur zuweilen zwischen Saat- und Erntezeit am Tag einige Stunden gehalten wurden.
Am 24. März 1817 wurde eine neue Schulorganisation erlassen. Hier beginnt die eigentliche Chronik über den hiesigen Schulbezirk - eine Anweisung zur Führung einer Schulchronik für alle Elementarschulen wurde erst im August 1819 verfügt. Dieser bestand schon früher aus den Gemeinden Norken und Bretthausen sowie der in der Norker Gemarkung liegenden Ölmühle. Als Schulort galt Norken.
Das neu zu errichtende Schulhaus bestand anfangs - von Süden nach Norden - aus Schulzimmer, Wohnstube für den Gemeindehirten, Stall und Hausflur, Küche mit inbegriffen. Über dem Schulzimmer war es zweigeschossig.
1818 besichtigte die herzogliche Baubehörde das im Rohbau fertige Schul- und Hirtenhaus und stellte fest, daß der Klassenraum zu niedrig, die Fenster zu klein und zu wenig, die außen an der westlichen Stallwand angebrachte Toilette von innen nicht zu erreichen und keine Wohnung für den Lehrer vorgesehen war. So mußten nun nachträglich der Fußboden vertieft, die Fenster vergrößert und ihre Zahl auf sechs erweitert, ein Gang und eine Tür zur Toilette geschaffen werden. Der Stall wurde gemittelt; sein östlicher Teil diente als Lehrerwohnung, der westliche Teil blieb Stall. Über der Küche wurde ein Kämmerchen errichtet. Der Speicher diente der Holzlagerung. Am 25. Oktober 1820 konnte nun endlich das neue Schulhaus bezogen werden.
Johs. Peter Heiderich, der erste Chronist von Norken, 1789 geboren, war Sohn des Lehreres und Bauern in Derschen. Um Lehrer zu werden, mußte er warten, bis sein jüngerer Bruder arbeitsfähig war. Dann wurde er ohne Prüfung Lehrer in Nisterberg. 1811 legte er beim damaligen Pfarrer Molly in Kirburg eine Prüfung ab und wurde in Norken als "Dinglehrer" angestellt. 1813 und 1814 besuchte er wohl auf höherer kirchliche Anordnung zweimal wöchentlich die reformierte Schule in Hachenburg unter dem Kirchenrat und Schulinspektor Schröder und wurde auch vom Naturlehrer Diesterweg unterrichtet. Als "Ausländer aus dem Preußischen" mußte er 1818 die Schule in Norken aufgeben und ins Preußische zurückgehen. Nach vier Monaten erhielt er ein Anstellungsdekret von den neu eingerichteten nassausichen Schulbehörden und kehre 1819 nach Norken zurck. Er war dann ununterbrochen bis April 1843 an der Norkener Schule tätig und starb 1862 in Norken.
Ab 1817 mußten die Volksschullehrer eine dreijährige Seminarausbildung absolvieren. Sie erhielten eine feste Besoldung und durften keinem Nebenberuf nachgehen. Lehrer Heiderich erhielt 130 fl. Grundgehalt, freie Wohnung im Wert von 20 fl.. Das Gehalt zahlte die Gemeinde. Sie erhob von den Eltern Schulgeld. Das betrug dazumal 15-30 Kreuzer, später einen Gulden jährlich. Die Kinder wurden ganzjährig, ausgenommen acht Wochen Ferien, 30 bis 32 Stunden wöchentlich unterrichtet. Zu den bisherigen Lehrfächern kamen noch: Erdkunde, Geschichte, Naturkunde und Mädchenhandarbeit.
Jedes Jahr waren zwei öffentliche Schulprüfungen abzuhalten. 1817 betrug die Schülerzahl für Norken und Bretthausen 59. An Lehrmitteln waren eingeführt: Gesangbuch, Lehr- und Lesebuch, Neues Testament, Lehrbuch der Geographie, Densels Volksschule, ein Leitfaden der Formen- und Größenlehre, Verordnungen von 1817 - 1823, landwirtschaftliche Wochenblätter von 1819 - 1823 und 1831 ein evangelischer Religionskatechismus. Sofort nach dem Brand (1810) wurden wieder angeschafft: zwei Tische aus Tannenholz, fünf Bänke (drei aus Tannen-, zwei aus Eichenbrettern), eine schwarze Wandtafel (Eiche), ein Stuhl (Eiche), Karten für das Alphabet, ein Schrank, zwei Halbkugeln, zwölf Wandtafeln und Vorschriften zum Vorschreiben.
Ab Weihnachten 1822 war Maria Johanette Kober aus Nister als Industrielehrerin an der Schule Norken angestellt. Wegen zu großer Entfernung vom Schulort unterrichtete sie nur einmal wöchentlich (mittwochs) die Kinder in Stricken, Nähen und Zeichnen und erhielt dafür zwanzig Gulden jährlich.
Laut Schuldelikt mußte jede Volksschule einen Schulvorstand mit wichtigen Aufsichtsrechten erhalten. Als ständiges Mitglied gehörte dem Schulvorstand der Ortsschultheiß an. Der 1822 gebildete Schulvorstand bestand aus dem Schultheißen Pfeifer als Schulvorsteher und Heinrich Krämer und Gerlach Mann (wohl früherer Lehrer) als Mitglieder.
Zu den Schulpflichten des Lehrers gehörte nach dem Gesetz auch die Pflege der Obstbaumschule. Der Ertrag aus dem Verkauf der veredelten Jungbäume floß für einen Schulfonds in die Gemeindekasse.
Des öfteren traten Zwistigkeiten zwischen Schultheiß und Lehrer auf, z. B. 1830. Der Schulbesuch galt als zweitrangig gegenüber der Feldarbeit. Viele Eltern meinten: Die Kinder brauchen nicht viel zu wissen; was sie wissen müßten, könnten sie immer noch lernen. Die Pflicht zum Schulbesuch konnte aber wegen der Hungsnot und Armut der Bevölkerung nicht durchgesetzt werden.
1834 war ein reiches Eichel- und Bucheckernjahr. Für das Doppelte der gesetzlichen Lesepflicht pro Gemeindemitglied gab es Lohn in Form sechzehn Klaftern Buchenscheiten und Prügelholz. Für dieses Holz und Bargeld wurde eine neue Glocke angeschafft. Acht Tage nach Michaeli wurde 1835 der Glockenturm auf dem Schulhaus aufgestellt und die Glocke - es war die dritte - eingeweiht. (Die erste Glocke wurde während des französischen Krieges weggenommen; die zweite war bei dem Brand 1810 geschmolzen.) Nun hatte der Lehrer auch das Amt des Glöckners inne. Für das bürgerliche Läuten (morgens, mittags und abends) erhielt er von der Gemeinde zwanzig Gulden. Ab diesem Jahr wurden die Schulprüfungen auch schriftlich abgenommen.
1839 deckte der Dachdeckermeister Müller das Schuldach auf der Westseite für 59 Taler neu mit Stroh ein. Schreinermeister Ludwig Weyand von Kirburg fertigte für das Schulzimmer aus Schleifdielen acht Subsellien (niedere Bänke) zu je zehn Fußlängen zum Preis von 62,5 Taler. Nach der zweiten Ausschreibung des Herzoglichen Amtes bekam Schreinermeister Mauer von Alpenrod den Auftrag für eine neue Pumpe des Hauptdorfbrunnens, nachdem er sein erstes Angebot von siebzig auf 62 Taler reduziert hatte.
Am 1. Mai 1843 übernahm Heinrich Müller aus Niederroßbach die hiesige Lehrerstelle. Er klagte über kalte und schneereiche Winter. So konnten om Winter 1844/45 die Kinder von Bretthausen wegen winterlicher Verhältnisse ein paar Tage nicht zur Schule kommen. Eine ungeheure Masse Schnee blieb acht Wochen lang liegen. Selbst älteste Ortseinwohner konnten sich an einen solche strengen Winter nicht erinnern.
1846 wurde für das Lehrerzimmer ein neuer Ofen angeschafft. Von 1847 bis 1849 unterrichtete Lehrer Knögel aus Neunkirchen, von 1849 bis 1853 Lehrer Best aus Idstein. Bedingt durch die 1851 gegründete Gütersolidarisation und die Armut der Bevölkerung gab es viele Schülerversäumnisse. Wegen ansteigender Schülerzahlen und Platzmangel (1852 = 62 Schüler) wurden die Klassen geteilt und in zwei Schichten unterrichtet: morgens die beiden oberen, nachmittags die beiden unteren Klassen.
Am 1. Dezember 1853 übernahm Lehrer Winkel aus Erdbach bei Herborn den Unterricht, den er bis 1864 leitete. Er stellte fest, daß die Schule in schlechtem Zustand sei, und wurde für Verbesserungsvorschläge vom Schulinspektor und Schulvorstandsdirektor unterstützt, vom Gemeinderat jedoch an ihrer Ausführung gehindert. Kreisamtmann Wolf von Hachenburg sorgte dann doch für eine Reparatur der Schäden. 1855 wurde von der Herzoglichen Schulinspektion Winkels Antrag auf Trennung der Schule wegen Platzmangel stattgegeben. Gleichzeitig wurden auch die Schulinspektionen Kirburg und Hachenburg getrennt.
Strenge Winterverhältnisse veranlaßten ihn, im Januar und Februar zweimal wöchentlich nach Bretthausen zu gehen und die dortigen Kinder zu unterrichten. Im Dezember 1855 mußte die Schule wegen der Rötelkrankheit geschlossen werden. Trotzdem Streitigkeiten besserte die Gemeinde Winkels Jahresgehalt um 27 Gulden persönliche Zulage auf 180 Gulden auf und stockte das Gehalt ein Jahr später um weitere zwanzig Gulden hoch (Lehrerjahresbesoldung 1857: 200 Gulden). Zum Vergleich: 1/2 kg Schweinefleisch kostete damals 18 Kreuzer, ein Mischbrot (zwei kg) 25 Kreuzer; ein Gulden = 60 Kreuzer.)
Trotz der auf 75 gestiegenen Schülerzahlgründeten die Gemeinden Norken und Korb 1859 einen Schulverband mit einem Lehrer für beide Schulen. Im Sommersemester unterrichteten Lehrer Winkel vormittags in Norken und nachmittags in Korb. Gerechterweise erhielt er dafür auch zwei Gehälter: 370 Gulden jährlich ab 1. Juli. Durch Intrigen vom Kirchenvorsteher als Anstifter kam es zwischen der Gemeinde und dem Lehrer zu Streitigkeiten, die vor dem Herzoglichen Hofgericht zu Dillenburg verhandelt wurden. Der Kirchenvorsteher und seine Anhänger erhielten wegen des Komplotts Geldstrafen.
1864 fiel nach dem Frühlingsferien für ein Vierteljahr die Schule aus, da Lehrer Winkel erkrankt war. Erst Anfang November konnte er seinen Dienst wieder aufnehmen, wurde aber dann nach Blessenbach versetzt. Ihm folgte bis 1866 im Amt Lehrer J. Ludwig aus Nenderoth bei Herborn. Dieser setzte sich bei den Schulvorständen energisch für die Aufhebung des Schulverbandes Norken - Korb ein. 1865 erhielt er bei der Frühjahresprüfung zehn Gulden Gratifikation zuerkannt. Mittlerweile betrug die Lehrerbesoldung für Norken 300 fl. und für Korb 210 fl. jährlich.
Mit der Trennung der Schulen Norken und Korb am 15. April 1866 wurde Lehrer Ludwig nach Wahlrod versetzt, und Lehrer Nickel aus Emerich/Runkel übernahm die Schule in Norken.
Am 2. September 1866 ging zwischen 17 Uhr und 18 Uhr die Scheune mit Korn und Heu von Wwe. Friedrich Spät in Flammen auf und legte in kurzer Zeit sieben Gebäude in Asche; und zwar von Wwe. Spät, Ludwig Krämer, Friedrich Weger, Christ. Fischer, Christian Nieß, Wilhelm Schneider und Friedrich Bäcker.
Zum 1. April 1870 versetzte man Lehrer Nickel nach Oberneisen bei Diez. Sein Nachfolger wurde der am 14. März 1846 zu Norken geborene und dort wohnende August Schneider, der 39 Jahre in Norken als Lehrer tätig war. Er ging schon bei den Lehrern Best und Winkel acht Jahre lang in die hiesige Schule. Danach förderten ihn der Schulinspektor Reber und Lehrer Winkel zwei weitere Jahre. Von Mai 1863 bis zum Frühahr 1866 besuchte er drei Jahre das Seminar in Usingen. Nach der Trennung des Schulverbandes Norken/Korb übernahm er am 15. April 1866 die Vicarstelle in Korb und blieb dort bis zur Versetzung nach Norken.
Nach dem Sieg im deutsch-französichen Krieg 1870/71 wurde zum Geburtstag seiner Majestät am 22. März 1871 ein Festgottesdienst für die Schulkinder in Kirburg veranstaltet. Sie erhielten nachmittags Weck und Bier. Es wurden Gedichte vorgetragen und Lieder gesungen, es wurde getanzt und gespielt. Für die heimkehrenden Soldaten wurde am 23./24. Juli statt des Kirchweihfestes ein Friedens- und Dankfest gefeiert. Der Festzug bewegte sich durch das geschmückte Dorf zur Schule und zum Tanzplatz. Nur Ludwig Meyer war in der Schlacht bei Wörth gefallen.
Schon 1872 beklagte sich Lehrer Schneider über den schlechten Zustand des Schulhauses, das daraufhin teilweise repariert wurde. 1873 erhielt er Wohnung und Schulgut unentgeltlich und führte eine Neuerung in das Schulleben ein: das Turnen. Mit Schreiben vom 19. April 1872 ordnete die Regierung in Wiesbaden an, ab Beginn des SChuljahres 1872/73 das Turnen in allen Volksschulen einzuführen. Weiter heißt es in dem Erlaß von De la Croix wörtlich: "Die Herren Landräthe werden wir ersuchen, die etwa hier oder dort noch nicht beschafften Turnplätze von den Gemeindevorständen anweisen und einrichten zu lassen. ..." Da wohl in Norken noch kein Turnplatz vorhanden war, wurde der Turnunterricht erst im Schuljahr 1873/74 eingeführt und benotet. Mädchen nahmen bis 1922 am Turnen nicht teil.
1874 wurde die Lehrerbesoldung von Amts wegen neu geregelt, und zwar bekam der Lehrer 300fl., der Vicar 200fl. jährlich. 1878 wurden Lehrerzimmer und Wohnstube des Lehrers neu gedielt. Auf Anordnung des Landratsamtes wurde eine Fortbildungsschule als Abendschule eingerichtet. Die Lehrer wurden verpflichtet, die außerschulische Jugend dort im Winterhalbjahr zu unterrichten. Der Schulbesuch für diese Schule fand jedoch bei der Gemeinde und den Eltern wenig Zuspruch, so daß die Fortbildungsschule nach vierjähriger Tätigkeit wieder aufgehoben wurden.
Am 10. Juli 1885 unternahmen sämtliche Schulen des Kirchspiels einen "gemeinsamen Spaziergang" zum Kloster Marienstatt, wobei die Eisenbahn von Hattert nach Hachenburg benutzt wurde. Der 1. Oktober 1886 brachte die Eröffnung der Westerwaldbahn, die vom 8. bis 15. Februar 1887 den Schienenverkehr wegen großer Schneemassen einstellen mußte. 1890 wurde es so kalt, daß der Rhein zufror. Am 1. April 1892 brannten um 4 Uhr das Wohn- und Ökonomiegebäude Wilhelm Schneider VI. und das Nachbarhaus (Christian Meyer) - bis auf die Wohnräume - nieder. Diese beiden Häuser waren strohgedeckt. Die anderen Häuser wurden verschont wegen schneebedeckter Dächer. Im Winter 1891/92 fiel wegen Scharlach und Diphtherie monatelang der Unterricht aus; nur drei bis sieben Schüler besuchten die Unterabteilung. Leider waren auch Todesfälle von Schülern zu beklagen . Am 18. Juni 1897 starb Prälat Kneipp in Wörrishofen.
Nach dem Tode des Kreisschulinspektors Altbürger (7. Juli 1897) beschloß die Gemeinde auf Anraten des neuen Inspektors Büchting, wewgen der hohen Schülerzahl (88 Schüler) eine neue Schule zu bauen. Der Baubeginn war Anfang August 1898. Sie wurde feierlich am 28. September 1899 nachmittags eingeweiht. Der Neubau und die Einrichtung wurden aus eigenen Mitteln - ohne stattliche Zuschüsse - finanziert.
Im Mai 1904 verlegte eine Abteilung des Koblenzer Telegraphenbataillons Telefonleitungen nach Norken, Kirburg, Langenbach bei K. und Mörlen. Im April 1909 starb Lehrer August Schneider aneinem Schlaganfall. Die verwaiste Stelle wurde bis zum Herbst von den Lehrern aus Stangenrod und Bölsberg mitbetreut.
Am 1. Oktober 1909 übernahm Lehrer Wilhelm Schneider von Ehrlich die Stelle in Norken. In seine Zeit fiel 1910/11 der Bei einer Wasserleitung (stark ammonniakhaltiges Wasser). Für dieses schlechte Wasser war ein Anschluß der Schule an die Wasserleitung zu teuer. Der Schulmeister mußte weiterhin Wasser aus dem Brunnen schöpfen. Im Herbst 1912 fiel für sieben Wochen der Unterricht aus, da Lehrer Schneider an einer sechswöchigen Reserveübung des Soldatenregiments in Mainz teilnahm, der ein einwöchiger Genesungsurlaub folgte. Am 5. August 1914 mußte er sich in Limburg stellen und wurde zum Kriegsdienst eingezogen.
Als er 1918 zurückkehrte, war der Schulsaal durch durchmarschierende, heimkehrende Truppen (Hamburger, Berliner) stark verwüstet. Die Tintenfässer waren durchlächert und zerschlagen, die Anschauungsbilder verbrannt, die Kugeln der Rechenmaschine verschleudert. Die Notdurft wurde im Schulsaal erledigt; in der Lehrerwohnstube war ein Kasino eingerichtet.
Im Frühjahr 1919 - die schriftlichen Schulprüfungen entfallen ab sofort - besuchten einzundert Kinder die Schule in Norken, so daß Lehrer Schneider einen Antrag auf Einrichtung einer zweiten Lehrstelle vorbrachte, der aber von der Gemeinde abgelehnt wurde, da sie einen Stellenbeitrag zu leisten hatte. Zur damaligen Zeit beschrieb er die Schüler als verroht und verdummt (Folge der Kriegsjahre); einen großen Teil der Einwohner hielt er für habgierig und hartherzig: "Es würde eher Milch an Säue verfüttert als für Neugeborene abgegeben."
1920 nahm die Gemeinde durch Holzverkauf 300 000 Mark ein und ließ elektrisches Licht legen. In der Schule wurden sieben Lampen installiert. Zudem wurden im Sommer sämtliche Türen und Fenster gestrichen, Schulsaal und Treppenhaus geölt und getüncht. Ab Mai 1921 konnte die Lichtanlage benutzt werden.
Nachdem der Oberwesterwaldkreis und Westerburg zur Schulinspektion Hachenburg (Schulrat Winter) zusammengelegt worden waren, wurde im Winter 1921/22 gegen starken Widerstand der Gemeinde eine zweite Lehrerstelle eingerichtet, die ab 1. Januar 1922 Lehrer Fink übernahm. Ihm folgte ein Jahr später Lehrer Roth von Leimbach. Doch auch er mußte im Februar 1924 seinen Dienst hier aufgeben. Beiden war das Klima nicht verträglich. Zum 1. Januar 1925 kam Lehrer Keller von Frankfurt nach Norken. Da er hier keine Unterbringung finden konnte, wurde er beim Kollegen W. Schneider (seit 1922 Schulleiter) einquartiert. Nun fand der oft abgelehnte Antrag auf Bau einer Lehrerwohnung endlich Gehör, zumal der damalige Bürgermeister sehr auf das Wohl der Schule bedacht war. Zwar gab es finanzelle Probleme, Schwierigkeiten bei der Beschaffung des nötigen Holzes und einen Geländetausch mit der Forstbehörde, doch im Frühjahr 1926 konnte Lehrer Keller die Dienstwohnung im Erdgeschoss und im August 1926 Lehrer Schneider dieselbe im Obergeschoß beziegen
Letzterer wurde aber zum 1. November 1927 nach Langenbachz bei K. versetzt. Ihm folgte der Lehrer Alwin Sauer aus Sechshelden, der die Dienstwohnung des Lehrers bezog (Miete 39,40 Mark monatlich, von der Gemeinde auf fünfzehn Mark im Monat herabgesetzt). Am 1. Juli 1928 wurde Lehrer Sauer versetzt, und Lehrer Eberhard übernahm seine Stelle. Seine Miete für die erste Lehrerwohnung betrug 29,40 Mark im Monat. Er erlebte, daß 1929 die Wasserleitung bis Ostern zufror. Wichtiger aber war der Neubau einer Abortanlage (ein Pissoir, getrennte Aborte für Schüler, ein Abort für Lehrer), allerdings ohne Wasserspülung. Die Kosten betrugen ca. 1800 Mark. Die alte hölzerne Abortanlage an der Westseite des Schulstalles bestand nur aus einem Pissoir und drei Schüleraborten.
Wegen der hohen Arbeitslosenzahl (1931) wurden ab 1. Februar die Beamtengehälter um sechs Prozent gekürzt. Den Lehrkräften oblag als zusätzliche Aufgabe die Betreuung der arbeitslosen Jugendlichen. Sie mußten sich bereit erklären, an einigen Abenden der Woche die erwerbslose Jugend zu beschäftigen. Die Unterrichtsinhalte waren: Staatsbürgerkunde, Sport, Musik, Handfertigkeiten, Lichtbildervorträge, Verkehr, Wirtschaftsfragen und allgemein intereissierende Angelegenheiten. Da keine Teilnahmepflicht bestand, erschienen nur wenige Jugendliche. Zur Zeit der Feldbestellung kam keiner mehr, so daß dieser Versuch auslief. Am 1. Juli erfolgte eine weitere Gehaltskürzung. Zudem versuchte man, durch den Abbau von Schulstellen Geld zu sparen. In Preußen nannte man die Zahl 20 000.
Mittlerweile war ein Drittel der Norkener Bevölkerung katholisch. Pfarrer Siegfried von Mörlen erteilte den katholischen Religionsunterricht. Da er zu häufig den Rohrstock schwang, versuchte die Bevölkerung, eine katholische Lehrkraft zu bekommen. Kurz nach Pfingsten nahm Fräulein Kükel aus Frankfurt/Main ihren Dienst als katholische Hilfslehrerin auf. Sie wurde aber ab 1. Juli 1932 nach Frankfurt versetzt, doch auch Pfarrer Siegfried trat zum 1. März 1932 eine neue Stelle an. Für 1,5 Jahre wurde Norkens Schule mit nur 92 Kindern dreiklassig: Frl. Maria Haub (1. und 2. Schuljahr), Lehrer Keller (3.-5. Schuljahr) und Lehrer Eberhard (6.-8. Schuljahr). Da nur zwei Schulsäle vorhanden waren (und sind), fand auch nachmittags Unterricht watt. Frl. Haub wurde zum 15. Februar 1934 versetzt. Als Nachfolgerin kam Frl. Martin, die aber nur bis zum 28. März 1934 blieb, da die Regierung die Hilfsstelle wieder aufgehoben hatte. Zum 1. November 1935 wurde Lehrer Eberhard versetzt. Seine Nachfolgerin, Frl. Leicht, blieb nur bis zum 1. Juni 1936. Das war auch gut so; denn es hielt immer schwer, für eine Dame ein Kosthaus zu finden. Fast niemand im Dorf hatte genügend Platz, um einer Lehrerin einen gemütlichen Raum zu bieten.
Nun trat Herr Hofmann seinen Dienst an, zuerst einmal bis zum 1. Februar 1937. Während dieser Zeit wurde das Schulhaus überholt. Die beiden Türmchen an der Nord- und Südseite wurden wegen eindringender Feuchtigkeit abgetragen. Das Dach erhielt einen neuen Überstand; das kleine Zimmer über dem oberen Schulsaal wurde neu verputzt. Im Flur wurden neue Fußbodenplatten verlegt und vor der Haustür neue Treppensteufen. Das Treppenhaus und die Schulsäle bekamen einen neuen Anstrich.
Nach Lehrer Hofmanns Versetzung kam Frl. Pabst für drei Monate; diese wurde von Herrn Hofmann zum 1. Mai 1937 abgelöst ( 2. Versetzung nach Norken). Am 1. August 1938 erfolgte erneut seine Versetzung, und für ihn unterrichtete Frl. Labonté. Ende April 1939 wurde Herr Hofmann zum dritten Male nach Norken versetzt. Als er zum 1. September 1939 zum Heeresdienst eingezogen wurde, mußte Frl. Labonté die Schule allen versehen, bis die Kollegen Ost unde Bennecke aus Nister die Vertretung für Herrn Hofmann übernahmen. Ende Oktober 1940 wurde er vom Wehrdienst uk-gestellt und nahm am 4. November 1940 seinen Dienst in Norken wieder auf. Als er erneut zum Kriegsdienst einberufen wurde, unterrichtete als zusätliche Lehrkraft Frl. Meurer (nach Weihnachten 1942).
Nach der bedingungslosen Kapitulation wurde zum 1. Oktober 1945 Frl. Erna Hommel aus Mittelhattert in Norken angestellt. Die Verhältnisse in der Schule waren deprimierend. Das eigentliche Schulhaus hatte unter der Feindeinwirkung gelitten. Fensterscheiben gab es keine; alle Fenster waren mit Brettern vernagelt. Das Innere der Räume glich einem Chaos: Bänke, Schränke, Tische und Stühle, alles stand halb zerschlagen und schmutzi umher. Frl. Hommel schrieb: "Nachdem ich nun einiges über Norken berichtet habe, will ich mich wieder der Schule zuwenden." Eine Rücksprache mit Herrn Bürgermeister Paul Lehmann brachte die ersten Vorbereitungen für den Schulanfang. Ich bekam meine Wohnung in der Lehrerdienstwohnung, aus welcher Herr Lehrer Hofmann durch Aufforderung von Herrn Kreisschulrat Müller ausgezogen war.
Die Schulbänke, ein Pult, ein Stuhl und ein Schrank wurden in das an der Straße nach Kirburg gelegene Hitlerjugendheim gefahren, und dort wurde eine behelfsmäßige Schule eingerichtet. Ja, diese Schule war ein richtiger Behelf. Nach zwei Tagen Lauferei konnte ich den Unterricht aufnehmen. Die Schülerzahl betrug 49 Knapen und 47 Mädchen. Doch recht bald sollte sich der Behelf unserer Schule zeigen. Es hatte einige Tage heftig geregnet. Als ich morgens zur Schulge ging, kam mir ein Lärm und Geschrei der Kinder entgegen. Nichts ahnend ging ich weiter den Kindern entgegen, die mir dann erzählten, daß die ganze Schule unter Wasser stände. Kurz entschlossen befahl ich den großen Jungen, diecke Basaltsteine ins Wasser zu werfen und Bretter darüberzulegen. Somit erreichten wir trockenen Fußes unsere Arbeitsstätte. Dann rückte langsam der Winter heran, und die Heizung des Raumes wurder erforderlich. Es wurde ein Ofen aufgestellt, doch dieser war sehr eigenartig und wollte gar nicht seinen Zweck erfüllen. Heizten die Buben zu gut, dann qualmte er, und wir mußten um dem Erstickungstod zu entgehen, das Freie aufsuchen. Wurde nur mäßig geheizt, dann erfroren uns fast die Finger, weil einige Fensterscheiben fehlten. Hierfür fanden wir allerdings bald eine Lösung. Wir machten die Fensterläden zu und brannten Licht. Diese, unsere Lösung schien auch einigen Norkenern zu gefallen, und sie gingen her, um uns ganz in Finsternis zu hüllen, und setzten die Fenster, außer zwei Giebelfenster, mit Bauholz zu. Dies hätte uns ja nun wenig gestört, aber was mußten wir eines Morgens erfahren: Der "Gemischte Chor" hatte Gesangsstunde gehabt und hatte unsere Glühbirne mit in die eigentliche Schule genommen, und wir hatten kein Licht. Dies geschah am letzten Schultag vor Oster.
Als ich nach den Osterferien zurückkam, war ein Teil des Bauholzes verschwunden, und wir konnten, bedingt durch das warme Frühlingswetter, wieder bei Tageslicht arbeiten. Unter solchen Schwierigkeiten verging das Frühjahr und fast auch noch der Sommer. Den strebsamen Bemühungen von Herrn Kreisschulrat Müller und Herrn Bürgermeister Lehmann war es zu verdanken, daß wir endlich im Spätsommer in die neue Schule einziehen konnten. Damit waren die äußeren Schwierigkeiten für mich beseitigt. Wie schwer wogen aber noch immer die Schwierigkeiten im Unterrichten. Kein Kind besaß ein Lesebuch oder ein Leseblatt. Hefte, Bleistifte, Tafeln, Griffel, Federhalter mit federn, selbst Tinte und Tintenfässer, alles waren seltene Dinge geworden und nur äußerst schwer erhältlich. Hinzu kam noch, daß die Kinder im Wissen und Können durch den Lehrermangel während des Krieges um schätzungsweise zwei Jahre zurück waren. Mein damaliges 2. Schuljahr konnte das "a" nicht vom "i" unterscheiden, und ich war gezwungen, das 1. und 2. Schuljahr vom Oktober bis Januar gemeinsam zu führen. Dieses weite Zurücksein im Lernen bewegte mich, und ich entschloß mich, nicht nur vormittags sondern auch nachmittags zu unerrichten.
Am 23. Januar 1947 übernahm Erwin Jung aus Härtlingen die erste Lehrerstelle. Da der obere Schulsaal noch nicht wieder benutzbar war, erfolgte der Unterricht als Halbtagsschule im unteren Schulsaal. Zwischenzeitlich setzte Frl. Hommel ein Jahr lang aus. Sie wurde wegen Aktivität bei der Hitlerjugend ein halbes Jahr vom Dienst suspendiert und nahm auf eigenen Wunsch ein halbes Jahr Urlaub. Mittlerweile war der obere Schulsaal renoviert, und voller Unterricht wurde erteilt.
Im Winter 1948/49 bekam di eSchule sechs neue Bänke (zwölf Sitze). Das war sehr notwendig, denn in den letzten drei Jahren saßen das 1. Schuljahr und ein Teil vom 2. Schuljahr auf Stühlchen und an Bänkchen vom Kindergarten. Im Laufe des Sommers wurden die beiden Lehrsäle und das Treppenhaus mit einem neuen Ansricht versehen (äußerst notwendige Renovierung).
Im Herbst 1949 schied Frl. Hommel aus dem Schuldienst aus, so daß Lehrer Jung beide Klassen betreuen mußte. Im Februar 1950 übernahm Oswald Schafrick aus Kronhof/Südostpreußen die erste Lehrerstelle, die er bis 1975 behielt. Sein erster Eindruck war nicht gerade positiv. Viele Kinder und Erwachsene grüßten nicht oder erwiderten den Gruß nur ungern. Die Eltern reagierten sauer auf Sauberkeitskontrollen der Fingernägel. Es mißfiel, daß Herr Schafrick in der Wirtschaft getanzt hatte. Aus dem Verhandlungsuch des Standesbeamten ergab sich: Norken mit Bretthausen hatte 1949 mehr Streitfälle als die übrigen sechs Dörfer zusammen! Herr Schafrick schrieb: "Am Schulgebäude sind seit der Erbauung 1899 keine Umbauten und Renovierungen vorgenommen worden. Das Schulgebäude ist nicht unterkellert, die Fenster sind morsch, die Fußböden durchgelaufen und uneben geworden. Feuchte Braunkohle wird im Flur unter der Treppe gelagert und sorgt für schlechten Geruch in der Schule. Nach längerem Kampf wurden für die Erneuerung der Fenster DM 3000,-- vom Gemeinderat bewilligt. Leider gab es zum Jahresschluß noch Streit wegen der Ausschreibung der Schreinerarbeit. Den Auftrag sollte der Dorfschreiner direkt ohne öffentliche Ausschreibung erhalten. Ich erhielt dadurch eine Reihe Feinde.
Das Tischtennistraining fand bei gutem Wetter auf dem Schulhof statt, bei schlechtem Wetter und an Abenden in der Unterklasse. Dazu wurde dann das Mobilar ausgeräumt. Der Lichtverbrauch wurde vom Gemeinderat auf eine Lampe beschränkt. In jeder Klasse sind nur zwei Deckenlampen angebracht.
1951 wurden für Umbauzwecke in der Schule vom Gemeinderat DM 2500,-- bewilligt. Die Fenster der Ober- und Unterklasse wurden erneuert, die Oberklasse erhielt eine neue Diele, vor der Schuleingangstür wurde eine Grube mit Schuhrost angelegt. Die Dienstwohnung wurde neu gestrichen und der Staketenzaun an der Hauptstraße bei der Lehrerwohnung erneuert.
Für Bauzwecke wurden 1952 DM 2200,-- bewilligt. Die Schule hatte bisher keinen Kohlenkeller. Nun wird nach langem Zögern das Schulgebäude von der Westseite unterkellert, jedoch nur ein Drittel. Die vom Schulleiter beantragte Unterkellerung des ganzen Haues und Anlage von Dusch-, Spielraum (Tischtennis) und Kohlenkeller wurde wegen evtl. Unmoral des Badens beider Geschlechter zugliech vom Gemeinderat abgelehnt. Während der Sommerferien wurde der Kohlenkeller von nur 148 cm Höhe angelegt, einje Höhe von 220 cm war möglich. Auf meine Intervention hin bei Unterstützung des Kreisbauamtes wurde nachträglich der Keller um zwanzig cm. vertieft. Die Ausgrabeung der Drainage besorgten die Jungen ältesten Jahrgänge. Die beiden Klassen erhielten eine neue Lichtanlage mit je fünf Lichtquellen mit 600 Watt pro Klasse. Bisher waren nur je zwei Lampen pro Klasse, jede Klassen höchstens 120 bis 200 Watt. Anschließend wurden auch der Flur und das Treppenhaus mit sechs Birnen vesehen, bisher nur zwei. die schulischen Verhältnisse haben sich durch die Bereitwilligkeit des Gemeinderates wesentlich gebessert.
1953 erhielt die Unterstufe einen neuen Fußboden. Frl. Hannelore Hering aus Gelsenkirchen übernahm ab 16. August die Unterstufe. Zum 1. Januar 1954 wurde die Miete der Dienstwohnung von DM 25,50 auf DM 50,-- erhöht. Am 1. April 1954 wurde Lehrer Jung versetzt, zu Ostern 1956 Frl. Hering. Günter Lüthke von Mecklenburg übernahm ihren Dienst bis zu seiner Versetzung Ostern 1960.
1959 wechselte nur ein Schüler auf die Mittelschule in Marienberg. Der Drang nach der höheren Schule war in Norken klein. Außer den Kindern der hiesigen Lehrer hatte in den vergangenen Jahren nur der Sohn des Gastwirts das Abitor abgelegt und war Lehrer geworden. Im Kreis gab es kein Gymnasium; Mittelschulen, Realschulen waren in Hachenburg, Marienberg und Westerburg. die Marienstätter höhere Schule führte auch nur bis zum Einjährigen. So war es der Norkener Bevölkerung schwer, eine Schule mit Abitur täglich zu erreichen. Für Internatsschulen fehlten meistens das Geld und das Vertrauen. Man war hier der Meinung, daß die Arbeiter- und Bauernkinder in höheren Schulen benachteiligt würden, und so war es schwer, die Eltern zu bewegen, ihre Kinder auf weiterführende Schulen zu schicken.
Von 1960 bis 1962 unterrichtete Frl. Ursula Pritz aus Wissen in Norken. In dieser Zeit fand ein Schullandheimaufenthalt in Norderney statt vom 26. April bis 16 Mai 1960 für die Jahrgänge fünf bis acht (26 Kinder). Es bedurfte vieler Überredungskünste des Lehrers, um daß Mißtrauen, die Angst der Eltern vor der Fremde, der Ferne und dem "großen Wasser" zu überwinden. Dennoch durften vier Schüler nicht mitfahren.
Alma Mohn, die langjährige Handarbeitslehrerin, gab den Dienst auf. Ihre Nachfolgerin wurde Anna Wenzelmann. Von 1962 bis 1964 kam Frl. Brigitta Weiand von Siershahn nach Norken, ihr folgte für ein halbes Jahr Nikolaus Schudy von Schneidemühl. 1964 wurde generell eine Unterrichtsstunde von 50 auf 45 Minuten gekürzt. Da 1965 die unteren Jahrgänge stark vertreten waren, wurde die Klasseneinteilung geändert: Die Unterstufe umfaßte die Klassen 1 bis 3, die Oberstufe die Klassen 4 bis 8.
Ab 1. November 1964 unterrichtete als 2. Lehrer Ottmar Pritzer aus Müschenbach in Norken. Der Gemeinderat entschloß sich, einen Antrag auf Errichtung einer Mittelpunktschule an der Kirburger Straße bei der Regierung Montabaur zu stellen. Das erforderliche Gelände (ca. ein bis zwei Hektar) wollte der Gemeinderat unentgeltlich bereitstellen. Der zu errichtetende Sportplatz mit Rundlaufbahn und Sprunganlagen hätte ebenfalls von der Mittelpunktschule mitbenutzt werden können. Leider wurde der Bau der Mittelpunktschule samt dem Sportplatz zunächst abgelehnt.
Am 1. März 1966 wurde das Schulpflichtgesetz geändert: Die Schulpflicht beträgt neun Jahre, das Schuljahr beginnt jeweils am 1. August. Die bedingte zwei Kurzschuljahre (1. April 1966 und 1. Dezember 1966). 1965 stieg die Schülerzahl trotz Übergängen zu weiterführenden Schulen auf über 90 und zeigte für die nächsten Jahre eine steigende Tendenz an. 1966 beschloß die Gemeindevertretung, im Rahmen des Schuletats die sogenannte zweite Lehrerwohnung im Dachgeschoß zu einem Behelfsklassenraum auszubauen. Durch Versetzung der Innenwände entstand ein Raum von 41 qm Fußbodenfläche. Leider wurde im Schuljahr 1966/67 trotz 106 SchülerNorken keine dritte Lehrkraft zugewiesen. Es wurden drei Klassen gebildet, aber die Mittelstufe (4. bis 6. Schuljahr) blieb als Mitschleppklasse ohne Lehrer. Um den Notstand zu beheben, besuchten ab April 1967 die Schüler der Schuljahre 7 bis 9 als Gastschüler die Volksschule Bad Marienberg. Jetzt bestand die Oberstufe in Norken aus den Schuljahren 4 bis 6.
Nach dem neuen Schulorganisationsgesetzt mußte ein neuer Schultypus gebildet werden: die Hauptschule. Sie umfaßt die Jahrgänge 5 bis 9 (10). Die Jahrgänge 1 bis 4 werden in der Grundschule zusammengefaßt. Laut Organisationsverfügung der Bezirksregierung in Montabaur vom 25. April 1967 wurde die Gemeinde Norken vom 1. Juni 1967 an dem Schulverband Bad Marienberg angeschlossen. Die Schüler der Jahrgänge 5 bis 9 (10) müssen nach Errichtung nötiger Schulräume die Hauptschule in Bad Marienberg besuchen. Die Gemeinde Norken ist verpflichtet, sich am Bau der neuen Schule und an der Bereitstellung des Sachbedarfs anteilmäßig nach Kinderzahl und nach der Steuerkraft zu beteiligen. In Bad Marienberg wurde eine dreizügige Hauptschule gebaut, die ab Herbst 1969 auch die Schuljahrgänge fünf und sechs von Norken übernahm. In Norken ist seitdem nur noch eine zweiklassige Grundschule, deren Schulträger die Gemeinde Norken ist.
Nach der Versetzung des Lehrers Pritzer am 31. Juli 1971 kam Georg Jabs für kurze Zeit nach Norken, dann Lehrer Peter Jentgens aus Wuppertal (Herbst 1971). Nach der Verabschiedung von Schulleite rOswald Schafrick im Februar 1975 übernahm er die erste Lehrerstelle; die zweite Lehrerstelle fürht seitdem Frau Annette Kühn aus Geummersbach. 1986 übernahm Lehrer Wolfgang Steinbrink aus Atzelgift (geboren in Mülheim/Ruhr) die Schulleiterstelle in Norken, da Herr Jentgens nach Hachenburg-Altstadt versetzt wurde.
Von 1757 bis heute haben in Norken hauptamtlich fünfzig und aufgrund einer Kommandierung mindestens sieben, insgesamt also 57 Lehrerinnen und Lehrer (Stand 1987 zur 725 Jahrfeier. Quelle: Chronik von Norken) im Wechsel von Generationen mehr als 2000 Norkener und Bretthausener Kinder erzogen und unterrichtet. Von 1817 bis heute haben wahrscheinlich 1876 Schülerinnen und Schüler die Norkener Schule besucht.
Die Schülersterblichkeit war in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wesentlich höher als in den letzten fünfzig Jahren. Starben in der Zeit von 1846 bis 1895 nachweislich 22 schulpflichtige Kinder, so waren es im letzten halben Jahrhundert nur noch fünf.
Epilog
Wenn auch im Laufe der Jahre die Schule teilweise unterkellert und eine neue Heizungsanlage eingebaut wurde, wenn auch die Schulsäle und das Treppenhaus renoviert und die Toilettenanlagen mit einer Wasserspülung versehen wurden, so genügt sie aber nicht in allen Bereichen den heutigen Maßstäben und Ansprüchen, die eine grundlegende Bildung an unserere Schüler stellt. Nach einer Ortsbesichtigung durch Abteilungsleiter der Bezirksregierung Koblenz beantragte der Gemeinderat im Frühjahr 1987 in Absprache und nach Beratung mit dem Schulleiter und dem Architekten bei der Bezirksregierung Koblenz, das bestehende Gebäude um ein Schulleiterzimmer, ein Lehrerzimmer, ein Lehrmittelzimmer, einen Mehrzweckraum, ein Arztzimmer (Elternsprechzimmer), Nebenräume und eine überdachte Pausenhalle zu erweitern. Zur Maßnahme gehört ebenfalls der Abriß der alten Toilettenanlagen und die Engliederung der neuen Abortanlagen in den Erweiterungsbau. Für die beiden jetzigen Klassenräume ist jeweils ein Waschbecken im Klassenzimmer vorgesehen.
Diese Erweiterung ist auch unter dem Aspekt der ansteigenden Schülerzahlen und der fallenden Klassenmeßzahlen zu sehen. Eine Entscheidung der Bezirksregierung Koblenz über den Antrag auf Erweiterung der Grundschule Norken ist nicht vor dem Spätsommer zu erwarten. Ein Fortbestehen der Grundschule Norken scheint aber nach ihren Worten gesichert.
5239 Atzelgift, 10. Mai 1987
Wolfgang Steinbring
Es wurden an sehr vielen Stellen Zitate eingebaut. Die genauen Quellenangaben entnehmen Sie bitte aus der Chronik von Norken.